Jugendhilfe und fachliche Digitalisierung: Entwicklung digitaler Skills mit jungen Geflüchteten in Köln

Digitale Kompetenzen stellen eine unbedingte Voraussetzung für die Bewältigung der beruflichen und privaten Anforderungen in unserer Gesellschaft dar und werden damit auch zu einer Herausforderung für die Kinder- und Jugendhilfe. Als besonders relevante Zielgruppe sind dabei die jungen Menschen zu betrachten, die sich kurz vor Beendigung der Hilfe in den unterschiedlichen Verselbständigungsangeboten befinden.

In der Region Köln startete das medienpädagogische Pilotprojekt „Verselbstständigung 2.0“ mit jungen Geflüchteten. In den Kölner Hilfsangeboten leben derzeit rund 20 Jugendliche und erhalten pädagogische Hilfen mit dem primären Ziel der Befähigung zu eigenverantwortlichem Handeln und Leben.

Im Rahmen der Arbeit werden lebenspraktische Inhalte vermittelt, um den Jugendlichen Teilhabechancen an der modernen Stadtgesellschaft zu ermöglichen.

Jugendlichen fehlen häufig wesentliche digitale Fähigkeiten

Lebenspraktische Inhalte und Aufgaben der Jugendlichen sind etwa die Wohnungssuche und der Einstieg in das Berufsleben, Anforderungen, die heute weitgehend digital bewältigt werden müssen. Die alltägliche Praxis zeigt, dass den Jugendlichen hierbei oftmals wesentliche Fähigkeiten fehlen.

Vor diesem Hintergrund wurde das Pilotprojekt ins Leben gerufen. Generelles Ziel ist es, den Jugendlichen grundlegende PC- und Medienkompetenzen zu vermitteln und sie dazu zu befähigen, einzelne Schritte eines Bewerbungsprozesses und der Wohnungssuche weitgehend selbstständig durchzuführen.

Wie Jugendlichen wichtige Medienkompetenzen für die Wohnungssuche oder den Einstieg ins Berufsleben vermittelt werden

Über einen Zeitraum von einem halben Jahr durchlaufen die Jugendlichen hierbei insgesamt sechs Module (à zwei Stunden) in denen klassische Medienkompetenzen (Informations- und Recherchekompetenzen, Reflexionskompetenzen, Kommunikationskompetenzen) vermittelt werden. Die Jugendlichen erarbeiten sich hierbei proaktiv Fragen wie etwa „was brauche ich um mich sicher im Netzt zu bewegen?“, „wie nutze ich Office Programme?“ oder „was passiert mit meinen Daten?“.  Proaktiv bedeutet in diesem Zusammenhang, dass sich  die Jugendlichen selbst an Laptops mit den entsprechenden Themen auseinandersetzen und diverse Aufgaben bewältigen. Vorbereitet und durchgeführt werden die Module durch eine enge Kooperation zwischen Stadtgrenzenlos und der Fachstelle für Jugendmedienkultur NRW.

Bereits die Erfahrungen in der Umsetzung der ersten Module machten die Relevanz und Notwendigkeit der Thematik deutlich. Die Jugendlichen zeigen großes Interesse und arbeiten kontinuierlich an den entsprechenden Themenfeldern. Die im Pilotprojekt gewonnen Erkenntnisse sollten daher dauerhaft nicht auf die enge Zielgruppe des Pilotprojekts beschränkt bleiben, sondern möglichst vielen Jugendlichen in der EJG zugänglich gemacht werden.

Zum Autor des Artikels:

Paul Graf ist studierter Geograph und ist seit 2016 als Fachkraft und Medienbeauftragter in der Ev. Jugendhilfe Godesheim beschäftigt. Er arbeitet in der Region Köln mit unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen (UMAs). Gemeinsam mit Stadtgrenzenlos führt er im Rahmen des Projektes „Verselbständigung 2.0“ die Workshop-Module für die Entwicklung der notwendigen digitalen Basiskenntnisse mit den Jugendlichen durch.