Digitale Transformationsprozesse brauchen Begleitung

Die AG Digitalisierung der Evangelischen Jugendhilfe Godesheim

Für eine lebensweltorientierte Kinder- und Jugendhilfe ist eine umfassende Auseinandersetzung mit dem Phänomen der Digitalisierung unerlässlich. Digitale Transformationsprozesse mit ihren Partizipationsmöglichkeiten setzen den Menschen in den Mittelpunkt, macht ihn zum aktiven Teilnehmer der Gesellschaft. Es geht nicht nur darum, die Menschen teilhaben zu lassen, sondern sie mitgestalten zu lassen und damit demokratische und selbstbestimmte Prozesse zu erlernen.

Die Digitalisierung bietet hier vielfältige Möglichkeiten. Aber diese digitalen Transformationsprozesse müssen begleitet, gelenkt und organisiert werden. Das gilt überall, aber vor allem in Einrichtungen der stationären Kinder- und Jugendhilfe. Hier sind die Herausforderungen und Anforderungen vielschichtiger, die Vorgaben enger und der menschliche Faktor größer.

Das gilt auch für die Evangelische Jugendhilfe Godesheim, ein großer Jugendhilfeverbund mit über 50 Teams und Gruppen: von der Inobhutnahme über interkulturellen Wohngruppen, Intensivpädagogischen Gruppen, Wohngemeinschaften, Hilfen für Eltern und Kind wie für Menschen mit Behinderung. Deshalb lag der Entschluss nahe, eine Arbeitgruppe Digitalisierung zu installieren, die als Schnittstelle und Kompetenz-Center alle Aktivitäten im Rahmen der Digitalisierung bündelt, diskutiert und organisiert.

Die AG Digitalisierung. Den Wandel organsieren.

Seit einigen Monaten gibt es diese Arbeitsgruppe. Ein Gremium, bestehend aus Vertretern aller wichtigen Einrichtungen und Gruppen. Die Arbeitsgruppe trifft sich im sechs- bis achtwöchentlichen Abständen im Gustav-Heinemann-Haus. Derzeit sind es rund 20 Teilnehmende aus allen Bereichen des Godesheims, die sich vorrangig mit drei unterschiedlichen Themen beschäftigen:

1. die Installation von Medienbeauftragten in den Teams,

2. die Pilotierung eines eigenen Messengerdienstes zur sicheren Kommunikation mit den Schutzbefohlenen und

3. die Organisation digitaler Projekte im Gustav 2.0, dem digitalen Lerncafé des Godesheims.

Die Medienbeauftragten.
Scharniere zwischen Stadtgrenzenlos und den Einrichtungen.

Ein ganz wichtiger Punkt ist derzeit die Installation von Medienbeauftragten in den Einrichtungen. Sie sind an der digitalen Weiterentwicklung der jeweiligen Einrichtung beteiligt, agieren dabei als digitale „Helfer“, Multiplikatoren und Ansprechpartner für die anderen Fachkräfte im Team. Sie bilden die Schnittstelle zwischen den Teams der Einrichtungen und den „Experten“ von Stadtgrenzenlos. Die Medienbeauftragen werden auf Wunsch zu digitalen Medienpädagogen weitergebildet.

Digitale Kommunikation zwischen Fachkraft und Jugendlichem abseits von WhatsApp

WhatsApp hat sich als Messengerdienst bei nahezu allen Jugendlichen durchgesetzt. Aber der Dienst ist datenschutzrechtlich nicht unbedenklich und damit nicht für eine Kommunikation sensibler Inhalte geeignet.

Das Godesheim hat deshalb verschiedene Messengerdienste geprüft und wird nun in Kooperation mit der Deutschen Post einen Dienst pilotieren. Ziel ist es, eine datenschutzrechtlich unbedenkliche, mobile Kommunikation über einen Messenger zwischen Fachkraft und Klienten zu ermöglichen.

Die Arbeitsgruppe organisiert diese Pilotphase, in dem festgelegt wurde, in welchen Teams und Gruppen der Einsatz eines Messengers sinnvoll und praktikabel ist. Probleme ergeben sich aus der notwendigen IT-Ausstattung, wie stabile Netzverbindungen, Smartphones etc., aber auch durch die Struktur einzelner Gruppen. Die Pilotphase startet im Sommer.

Digitale Projekte im Gustav 2.0

Das Gustav 2.0 im Gustav-Heinemann-Haus ist die digitale Werkstatt von Stadtgrenzenlos. Hier sind die räumlichen wie technischen Voraussetzungen geschaffen, um digitale Erfahrungen in Projekten und Workshops zu machen bzw. die vorhandene Medienkompetenz der jungen Menschen auszubauen. Die WeReporter treffen sich hier regelmäßig zu ihren Projekten, andere Klienten und Gruppen aus den unterschiedlichen Teams sollen das Gustav 2.0 nutzen. Dazu werden Angebote passgenau auf die Anforderungen bzw. die Situationen einzelner Klienten und Gruppen gemacht. Das Team des Gustav 2.0, vorrangig Jan Graf und Yasemin Mentes, werden auch Projekte in den verschiedenen Standorten des Godesheims begleiten.