Digitale Medien in der Jugendhilfe: Wie Jugendliche als Medienscouts gewinnen? Teil 6 – Erstellung eines Stop-Motion-Trickfilms

Die Kinder- und Jugendvertretung der Ev. Jugendhilfe Godesheim erstellt einen Stop-Motion-Trickfilm

Im Rahmen eines Medienprojektes der Kinder- und Jugendvertretung soll Neuankömmlingen der Evangelischen Jugendhilfe Godesheim die Orientierung auf dem Gelände erleichtert werden. Hierzu sollte ursprünglich eine digitale Karte entwickelt werden. Aus Datenschutzgründen konnte dies mit den zur Verfügung stehenden Apps nicht realisiert werden (s. Artikel). Deshalb wurde entschieden, eine digitale Schnitzeljagd über die App Action-Bound zum Godesheim-Gelände umzusetzen. Im Rahmen der Schnitzeljagd sollen dann die neuen Kinder und Jugendlichen über wichtige Gebäude und deren Bewohner auf dem Gelände informiert werden.

Zur Realisierung des Gesamtprojektes hatte die Kinder- und Jugendvertretung einzelne Teil-Projekte definiert, die unterschiedliche Aufgaben übernehmen, wie z. B. Aufnahmen des Geländes via Drohnen, 360-Grad-Ansichten der Häuser sowie Präsentationen einzelner Gebäude und Themen mit Hilfe von Stop-Motion- Trickfilmen.

Was war die Zielsetzung des Stop-Motion-Teams?

Die drei Jugendlichen im Alter von 14 – 17 Jahren hatten sich vorgenommen, über Stop-Motion-Trickfilme interessante Gebäude, deren Bewohner und die damit verbundenen Aufgaben vorzustellen. Das heißt, via Trickfilm soll dargestellt werden, wer dort lebt, was dort gemacht wird, welche Aufgaben dort erledigt werden etc.

Was ist Stop-Motion?

Bei Stop-Motion handelt es sich um ein „digitales Daumenkino“, das über eine App erstellt wird. Dabei werden die gewünschten Objekte im Bild immer ein kleines Stück bewegt und durch schnelles Abspielen der unterschiedlichen Fotos hintereinander die Illusion von Bewegung generiert.

Wie sah die Vorgehensweise aus?

Die drei Jugendlichen hatten über ihre Fachkräfte einen Termin zur Umsetzung mit stadtgrenzenlos vereinbart. Alle drei waren wie vereinbart auch vor Ort, als stadtgrenzenlos eintraf. An diesem Tag war es sehr heiß, weshalb die Kollegen von stadtgrenzenlos noch nicht sicher waren, ob das Projekt stattfinden konnte.

Doch die Jugendlichen waren von Anfang an motiviert dabei. Zum Start wurde gemeinsam überlegt, welches Gebäude als Erstes über Stop-Motion präsentiert werden sollte. Danach sollten die Jugendlichen definieren, welchen Teil und welche Räume des Gebäudes sie zeigen wollen und welche Informationen sie den Neuankömmlingen genau vermitteln wollen.

Bevor sie loslegten, erhielten die Jugendlichen durch die Kollegen von stadtgrenzenlos eine kurze Einführung zu Stop-Motion, d. h. Eindrücke und Beispiele über YouTube zu Trickfilmen. Dadurch sollten die Jugendlichen eine Idee für das eigene Projekt erhalten, wie zum Beispiel über die richtige „Perspektive“ und „Bildfrequenz“ (d. h. wie schnell will ich die Bilder hintereinander ablaufen lassen, Geschwindigkeit) und was sind sinnvolle „Abstände“ der Bilderfolgen (d. h. wie eng müssen diese bzw. wie weit können diese maximal sein, damit es gut aussieht).

Auf dieser Basis entwickelten die Jugendlichen ein kurzes Skript über den Ablauf der Szenen, die sie fotografieren wollten. Im Anschluss wurden die Aufgaben verteilt, das heißt es wurde definiert, wer die Fotos macht, wer die Räume entsprechend vorbereitet und wer die ausgesuchten Gegenstände bewegt.

Danach wurde ein Probelauf mit einer ausgewählten Szene durchgeführt, um die Abstände der gewählten Objekte für den Trickfilm richtig zu setzen.

Die Kinder entschieden sich für die Schule. Es handelt sich dabei um eine Schule im Rahmen eines Schulprojektes, in die auch Jugendliche der Evangelischen Jugendhilfe Godesheim gehen. Ein Klassenraum sowie der Kunstraum sollten dabei näher vorgestellt werden. „Ein Paar Schuhe“ sollten wie von Geisterhand selbständig über Stop-Motion in und durch die Räume führen.

Derartige „Zaubereien“ sind via Stop-Motion-Videos einfach zu realisieren. Für die Erstellung – auch eines einfachen Videos – mit Stop-Motion-Apps sollte ein Zeitraum von ca. zwei Stunden eingeplant werden: für Vorbereitung und Ergebnissichtung je dreißig Minuten und für die Durchführung ca. eine Stunde.

Wie brachten die Kinder sich mit ein?

Zwei der Jugendlichen brachten sich kontinuierlich und mit sichtlich Spaß ein. Der dritte Jugendliche benötigte etwas Zeit, um eigene Ideen und Vorschläge zu generieren. Die ersten Ergebnisse motivierten alle drei gleichermaßen.

Die zwei Jungen und das Mädchen generierten viele Ideen, so z. B. auch die Idee, einen Text mit einzublenden, der nach und nach entsteht und bei einem „Herzlich Willkommen“ endet.

Wie konnten die Jugendlichen motiviert werden?

Hilfreich als Motivatoren waren die kreativen Elemente bei der Erstellung des Trickfilms. Es machte den Jugendlichen Freude, ihre eigenen Ideen umzusetzen. Zur Motivation trug außerdem bei, die Rollenverteilung immer wieder zu tauschen. Die Aufgaben blieben dadurch abwechslungsreich und interessant. So waren die Jugendlichen die meiste Zeit „voll dabei“, obwohl die Hitze in den Container-Räumen wirklich beschwerlich war.

Es ist wichtig, immer wieder eine Möglichkeit zur Pause anzubieten, insbesondere für Jugendliche, die sich bei Gruppenarbeiten oder längeren Projekten in der Konzentration schwer tun.

Einer der Jugendlichen musste zwischendurch für eine Zehn-Minuten-Pause nach draußen geschickt werden, damit es geordnet weitergehen konnte. Danach (er musste wieder reingeholt werden) klappte es aber wieder mit allen dreien gut.

Wie selbstständig haben die Kinder und Jugendlichen gearbeitet?

Bei der Einführung brauchten die Jugendlichen noch Unterstützung, um eine Struktur und ein Konzept zu erarbeiten. Als diese dann erstellt waren, arbeiteten die Jugendlichen überwiegend selbständig.

Hilfreich war, zwischendurch ein paar Hinweise zu geben. Darauf aufbauend überlegten und probierten die Jugendlichen dann selbst aus.

Was war nicht so interessant für die Kinder und Jugendlichen?

Die Vorbereitung fanden die Jugendlichen nicht so spannend. Sie taten sich schwerer damit, strukturiert vorzubereiten und einen Zugang zu finden, das Thema anzugehen. 

Wie zufrieden waren die Kinder und Jugendlichen mit dem Ergebnis?

Die Kinder waren sehr zufrieden mit ihrem Ergebnis und fanden den entstandenen Trickfilm selbst lustig und cool, einfach gelungen.

Wie zufrieden waren die Fachkräfte/Begleiter?

Die Fachkräfte und Begleiter waren ebenfalls mehr als zufrieden mit dem Ablauf und dem Ergebnis.

Was war die Hauptschwierigkeit und wie lautet die Empfehlung für andere?

Die Einführung war im Nachhinein zu lang und sollte im Vorfeld konkret vorbereitet werden. Es empfiehlt sich, die Beispiele bei YouTube gezielter auszusuchen, insbesondere selektiv die Videos, die die typischen Anforderungen und Merkmale bei Stop-Motion am besten darstellen und erklären. Vorab muss folglich mehr Zeit für die Vorbereitung eingeplant werden, damit die Jugendlichen bei den Erklärungen konzentriert bleiben.