Digitale Spiele- und wie Fachkräfte den richtigen Umgang mit Kindern erarbeiten

Kinder und Jugendliche als Spieletester; eine pädagogische, spielerische Herangehensweise zur Reflexion

Digitale Spiele, egal ob sie am Computer, auf der Konsole, als Online-Game oder App gespielt werden, sind bei Kindern und Jugendlichen sehr beliebt. Gerade jetzt, wo eine Aufnahme der Computerspiel-Sucht in den IDC 11 wahrscheinlicher wird, steht das Thema Gaming und der “richtige” Umgang damit wieder mehr im Fokus der pädagogischen Arbeit. Will man mit Kinder und Jugendlichen zum Thema Computerspiele arbeiten, Wirkung und Aufbau von Spielen mit Kindern und Jugendlichen reflektieren, ist noch immer der Ansatz anerkannt, die Reflexion anhand eines konkreten Spiels diese Reflexion anzuregen.

In der Präventionsarbeit werden Spieletestergruppen eingesetzt, in denen Kinder und Jugendliche digitale Spiele beurteilen und damit ihre Expertise nutzen können, um anderen Orientierung beim Thema digitale Spiele geben zu können. Die Methodik der Spielanalyse wird auch in der Interventionsarbeit mit Computerspielsüchtigen Jugendlichen eingesetzt. Durch die Analyse ihrer Lieblingsspiele erlernen Die Jugendlichen, welche Bedürfnisse die Spiele digital befriedigen und erhalten Hinweise, welche Alternativen dazu es im „analogen Leben“ gibt. 

Kinder und Jugendliche des evangelischen Jugendhilfe Godesheim erstellen einen Spieleratgeber

Im Rahmen des Osterferienprogramms wurde die Methode des Spieletests mehrfach in Workshops mit Kindern und Jugendlichen der evangelischen Jugendhilfe Godesheim genutzt. Es wurde eine Spiele App mit Jungen und Mädchen im Alter von 10- 14 Jahren getestet. Die Ergebnisse des Spieletests werden auf dem Spieleratgeber NRW veröffentlicht.

Zielsetzung des Workshops bzw. Spieletests mit den Kindern war die eigene Reflexion von Wirkung und Aufbau von Spielen.

Beim Spieletest durch die Jugendlichen wird nicht nur von diesen gezockt, sondern das Analysieren des Spiels hat einen ebenso hohen Stellenwert. Gerade die Aussicht eine Beurteilung auf einer Homepage zu veröffentlichen, unterstützt dabei, die jungen Menschen – bei der manchmal etwas zähen Nachbesprechung der Spielphase – zu motivieren.

Das Aufstellen eigener Kriterien und das Herausstellen der jungen Menschen als Experten ihres eigenen Themas ist wesentlicher Bestandteil der Methode. Die Kriterien der Spielanalyse wurden deshalb von den Kindern und Jugendlichen eigenständig definiert. Hier konnte zwar durch Tipps und Nachfragen geholfen werden, aber im Fokus standen die Themen der Kinder und Jugendlichen. In einer Spielphase testeten die Kinder und Jugendlichen ein altersgerechtes Spiel.

Diejenigen Kinder, die bisher noch nicht bzw. wenig digitale Spiele nutzten, taten sich bei der Erstellung der Bewertungskriterien etwas schwerer und benötigten etwas mehr Unterstützung als Spieleerfahrenere Kinder. Als Ergebnis konnte festgehalten werden, dass die Kinder ihr Spielverhalten in Form einer intensiveren Beschäftigung mit den Videospielen über den Spieletest reflektierten. Dabei entwickelten die Kinder überraschend kritische Standpunkte auf die getesteten Spiele und deren Mechanik.

Exkurs Jugendschutz und Spieletest

Nutzen Pädagog_innen den Spieletest als Methode, müssen Sie sich an die USK halten.  Auch wenn gerade kritische Spiele oder Spiele die erst ab 18 Jahren freigegeben sind, spannend für einen Test sind und gerade diese Spiele Kinder und Jugendlichen quasi magisch anziehen, sind Pädagog_innen im Beruf gesetzlich dazu verpflichtet den Jugendschutz einzuhalten.

Nach der Spielphase wird das Spiel auf Basis der gemeinsam aufgestellten Kriterien beurteilt und diskutiert. Im Osterferien Workshop war essentiell, dass auf die Erstellung der Kriterien und das Spielen des digitalen Spiels, erstmal ein Pause folgte, in der die Workshop-Teilnehmer an die frische Luft gehen und sich bewegen konnten. Gerade mit Kindern sollten Angebote immer so konzipiert sein, dass sich digitales Spielen, fokussiertes Arbeiten und die gemeinsame Reflexion abwechseln. Bei der Beurteilung des Spiels war es spannend, zu erleben, dass die Kinder und Jugendlichen sehr differenziert deutlich machen konnten, was ihnen am Spiel missfiel oder Spaß machte. So ist z.B. ein fehlendes oder unklares Spieleziel allen Tester_innen negativ aufgefallen.

Ein Spieletest ist immer eine spannende Methode, bei der alle Beteiligten etwas mitnehmen können. Denn gerade die Kombination aus Ausprobieren und unmittelbarer Reflexion ermöglicht eine intensive Auseinandersetzung mit dem eigenen Spielerleben und den eigenen Vorstellungen von Spielen, Spielmechanismen sowie der Qualität der Spiele.

Tipps und Tricks für Spieletest

Nicht nur die Planung mit ausreichend Pausen und Anreizen zur Beteiligung ist wichtig, sondern auch die Spielauswahl. So eignet sich ein groß angelegtes Rollenspiel mit offener Spielewelt nicht für einen einmaligen Test. Gerade für kurze, altersgerechte und dennoch kritische Spieletests eignen sich z.B. einige der Playmobil Spiele. Sie bieten einen einfachen Einstieg, übersichtliche Möglichkeiten und dennoch kritische Momente, welche mit den Kindern und Jugendlichen besprochen werden können.

Quellen:

Pressemeldung zu Computerspielsucht und ICD 11: https://www.aerzteblatt.de/archiv/196031/ICD-11-Welt%C2%ADgesund%C2%ADheits%C2%ADorgani%C2%ADsation-will-Computerspielsucht-als-Krankheit-anerkennen

Rolle von digitalen Spielen bei Jugendlichen https://www.mpfs.de/fileadmin/files/Studien/JIM/2017/JIM_2017.pdf

Einsatz von Computerspielen durch Pädagogen

http://www.usk.de/fileadmin/documents/USK-Infoblatt-Lehrer.pdf

Der Spieletest

https://www.spieleratgeber-nrw.de/Playmobil-Ghostbusters.5514.de.1.html